Gleich am ersten Tag ein bisschen Kulturlack aufgetragen: Kloster Lorsch. Museum. Tabakindustrie. Weltkulturerbe ...
Auf Suche nach dem Weltkulturerbe Tabakindianer im Lorscher Museum |
... Karolingische Torhalle. Leider eingerüstet und erstaunlicherweise viel kleiner als ich es mir bei ihrer kunstgeschichtlichen Bedeutung vorgestellt hatte.
Manche Gebäude werden aber auch niemals fertig! |
Sie erschien mir geradezu niedlich klein, aber trotzdem erhebend schön.
Ohne störendes Baustellenmobiliar fotografiert ... |
... Handwerk, nein Handwerks-Kunst |
Kirchenrest auf Düne. Auch nett |
Das Gelände mit prächtigen alten Bäumen ist eine eiszeitliche Sanddüne und bietet eine hervorragende Aussicht hinüber in den Odenwald.
Natur behütet Menschenwerk |
Die Mönche wussten schon, wo es richtig schön ist |
Das kleine Bürglein rechts auf dem Hügel im Hintergrund ist die einst mächtige Starkenburg. Man muss nur weit genug entfernt sein, an Kilometern oder Jahrhunderten, dann relativiert sich jede Machtposition.
Abends hatten wir noch immer so viel Beinlänge übrig, dass wir kreuz und quer über die Mathildenhöhe in Darmstadt laufen konnten - beim Illuminationsfest.
Das haben wir NICHT nachgeahmt. Wir haben die Treppe genommen |
Die Ausstellung "Weltentwürfe" im Museum Künstlerkolonie wurde auch noch mitgenommen. Sehr sehenswerte Jugendstilexponate.
Space Cat? Nein. Briefkasten |
Aber manchmal bin ich doch auch sehr froh, dass der Jugendstil nicht mehr en vogue ist, mag er auch zu seiner Zeit modern, ja revolutionär gewesen sein. Schwarze Möbel, laute Tapetenmuster - ein Abend in diesem Ambiente und du lernst die Vorzüge des Gelsenkirchener Barocks schätzen und lieben. Oder wenigstens fast.
Vor ihrer Heirat arbeitete Mrs. Bates als Innenarchitektin |
Lieblich geschwungenes Museumsambiente |
In diesem Jahr war die Mathildenhöhe blau illuminiert, ein sattes und kühles Blau für einen warmen, lauschigen Abend.
Wie man sieht, wir waren nicht die einzigen Gäste |
Wir haben es redlich versucht ... |
... und wir sind beide Male nicht über die Schwelle gekommen |
Staub, aufgewirbelt von vielen Füßen, als Weichzeichner |
Am Pfingstsonntag hüpften wir über den Rhein bis Speyer.
Wo bitte geht es hier zum Dom? Da lang? Danke! |
Obwohl ich schon wusste, dass der Kaiserdom in Speyer die größte romanische Kirche in Deutschland - oder sogar Europa? - ist, war ich doch überwältigt. Was für ein riesiges Gotteshaus!
Viel zu groß für mein Fotoapparätchen |
Und sehr imposant ... |
... eindeutig eine Augenweide. Ich liebe romanische Kirchen! |
Wieder ein Weltkulturerbe. O mei, so viel Kultur! Ob das schädlich ist? Man kann aber sagen, was man will: Der Dom ist definitiv zu groß für die Stadt, für die Altstadt wenigstens. Er sitzt wie eine Glucke über den niedrigen Dächern. Fast erwartet man, dass er Federn schüttelt und die Häuschen unter seinen geräumigen Bauch schiebt.
Häuserküken |
Domglucke |
Unsere Weiterreise nach Rothenburg haben wir zuerst für Schloss Lichtenberg unterbrochen, stolz über den Odenwaldbergen und sehr leer.
Schlosskrone Lichtenberg |
Warum? |
Schloss im Dornröschenschlaf |
Das Museum in dem Renaissanceschloss ist zurzeit geschlossen. Auf unserem Spaziergang über die Anlage sind wir keiner Menschenseele begegnet, keinen schlafenden Dienstboten, nur wunderbarer Aussicht und Fernsicht über friedliche Waldberge. Allerdings hatten wir keine Möglichkeit, den hübsch gewendelten Treppenturm auf schlafende Schönheiten zu durchsuchen. Wer weiß, was wir gefunden hätten.
Die wilden Rosen hangeln sich schon über die Mauer |
Einen Abstecher konnten wir noch dazwischenquetschen auf dem Weg nach Rothenburg - das Städtchen Michelstadt. Die Einhardsbasilika war zwar an dem Tag geschlossen, aber wir wurden durch reichlich malerische Ecken, Winkel und Türme in der Stadt selbst entschädigt.
Gärtchen auf alten Mauern - immer wieder idyllisch |
Diebsturm - heute malerisch, früher furchteinflößend |
Neckische Torwache am Diebsturm |
Die Synagoge - ein Zeugnis des ausgelöschten jüdischen Lebens in Michelstadt und seines Neuanfangs - ist heute Museum und Synagoge in einem. Sie ordnet sich ein in die Reihen von puppenstubengroßen Häuschen entlang der Straße an der Stadtmauer.
Kleine alte Synagoge - gerade groß genug für den Minjan |
In manchen Winkeln und Ecken findet sich noch Ungeschöntes, Unrestauriertes, und vermittelt einen Eindruck der alten Zeit, die oft gar nicht so gut war.
Angeknackstes Häuschen wartet auf liebevollen Investor |
Anderes wiederum scheint unversehrt durch die Jahrhunderte gekommen zu sein oder wenigstens fast.
Gemeinsam sind wir stark! |
Krumm mag sein, aber die nächsten dreihundert Jahre können ruhig kommen! |
Mitten in der Stadt grüßte uns Rosenrots uralter riesiger Rosenbusch mit einer Wolke von Blüten.
Rosenrot ... |
... hat sicher einmal hier gewohnt. |
Auch das propere Rathaus, wie die ganze Altstadt klein und fein und ein bisschen niedlich, haben wir inspiziert. Handel, Wandel und Gerichtsbarkeit brauchten keine Mauern, nur Holzpfeiler. Aber natürlich wollte man für die Sitzungen und die allfälligen Gelage danach wieder lieber ordentlich von Fachwerk umgeben sein und - wie es sich gehört - erhoben über das gemeine Volk.
Berühmtes Rathäuschen |
Wir haben Michelstadt nicht verlassen, ohne uns an weltmeisterlichen Genüssen zu delektieren. Das habt ihr doch nicht geglaubt, oder? Im Café Siefert ließen wir es uns gut gehen mit Eis, Kaffee und Kuchenpretiosen. Nicht oder. Und.
Huscheliges Ambiente ... |
... aber meisterhafte Konditorenkunstwerke |
Schließlich sind wir weiter über Land gegondelt, mit schon auf Fachwerk trainierten Augen, Richtung Rothenburg ob der Tauber: Touristentraum, Touristentrauma, Trugbild deutschen Mittelalters für japanische und amerikanische Besucher und für mich auch, ich geb's ja zu, ich gestehe alles. Aber macht euch nur lustig! Ich werde mich rächen: Ihr werdet viele Bilder schauen müssen.
miscellanea