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Donnerstag, 25. Juni 2015

Kul-Tour rund um Pfingsten

Wir wurden über Pfingsten ein wenig von der Leine gelassen, nicht sehr weit und nicht sehr lang, aber wir haben es immerhin wieder einmal bis in den Odenwald und sogar über den Rhein geschafft. Fahrt über Land, keine Autobahn und nicht selbst am Steuer - das war schon die halbe Erholung.
Gleich am ersten Tag ein bisschen Kulturlack aufgetragen: Kloster Lorsch. Museum. Tabakindustrie. Weltkulturerbe ...

Auf Suche nach dem Weltkulturerbe
Tabakindianer im Lorscher Museum

... Karolingische Torhalle. Leider eingerüstet und erstaunlicherweise viel kleiner als ich es mir bei ihrer kunstgeschichtlichen Bedeutung vorgestellt hatte.

Manche Gebäude werden aber auch
niemals fertig!

Sie erschien mir geradezu niedlich klein, aber trotzdem erhebend schön.

Ohne störendes Baustellenmobiliar fotografiert ...

... Handwerk, nein Handwerks-Kunst

Kirchenrest auf Düne. Auch nett

Das Gelände mit prächtigen alten Bäumen ist eine eiszeitliche Sanddüne und bietet eine hervorragende Aussicht hinüber in den Odenwald. 

Natur behütet Menschenwerk

Die Mönche wussten schon, wo es richtig schön ist

Das kleine Bürglein rechts auf dem Hügel im Hintergrund ist die einst mächtige Starkenburg. Man muss nur weit genug entfernt sein, an Kilometern oder Jahrhunderten, dann relativiert sich jede Machtposition.
Abends hatten wir noch immer so viel Beinlänge übrig, dass wir kreuz und quer über die Mathildenhöhe in Darmstadt laufen konnten - beim Illuminationsfest. 

Das haben wir NICHT nachgeahmt.
Wir haben die Treppe genommen

Die Ausstellung "Weltentwürfe" im Museum Künstlerkolonie wurde auch noch mitgenommen. Sehr sehenswerte Jugendstilexponate.

Space Cat? Nein. Briefkasten

Aber manchmal bin ich doch auch sehr froh, dass der Jugendstil nicht mehr en vogue ist, mag er auch zu seiner Zeit modern, ja revolutionär gewesen sein. Schwarze Möbel, laute Tapetenmuster - ein Abend in diesem Ambiente und du lernst die Vorzüge des Gelsenkirchener Barocks schätzen und lieben. Oder wenigstens fast.

Vor ihrer Heirat arbeitete Mrs. Bates als Innenarchitektin 

Lieblich geschwungenes
Museumsambiente

In diesem Jahr war die Mathildenhöhe blau illuminiert, ein sattes und kühles Blau für einen warmen, lauschigen Abend.

Wie man sieht, wir waren nicht die einzigen Gäste


Wir haben es redlich versucht ...

... und wir sind beide Male nicht über
die Schwelle gekommen

Staub, aufgewirbelt von vielen Füßen,
als Weichzeichner

Am Pfingstsonntag hüpften wir über den Rhein bis Speyer. 

Wo bitte geht es hier zum Dom?
Da lang? Danke!

Obwohl ich schon wusste, dass der Kaiserdom in Speyer die größte romanische Kirche in Deutschland - oder sogar Europa? - ist, war ich doch überwältigt. Was für ein riesiges Gotteshaus!

Viel zu groß für mein
Fotoapparätchen


Und sehr imposant ...

... eindeutig eine Augenweide.
Ich liebe romanische Kirchen!

Wieder ein Weltkulturerbe. O mei, so viel Kultur! Ob das schädlich ist? Man kann aber sagen, was man will: Der Dom ist definitiv zu groß für die Stadt, für die Altstadt wenigstens. Er sitzt wie eine Glucke über den niedrigen Dächern. Fast erwartet man, dass er Federn schüttelt und die Häuschen unter seinen geräumigen Bauch schiebt.

Häuserküken

Domglucke

Unsere Weiterreise nach Rothenburg haben wir zuerst für Schloss Lichtenberg unterbrochen, stolz über den Odenwaldbergen und sehr leer.

Schlosskrone Lichtenberg


Warum?

Schloss im Dornröschenschlaf

Das Museum in dem Renaissanceschloss ist zurzeit geschlossen. Auf unserem Spaziergang über die Anlage sind wir keiner Menschenseele begegnet, keinen schlafenden Dienstboten, nur wunderbarer Aussicht und Fernsicht über friedliche Waldberge. Allerdings hatten wir keine Möglichkeit, den hübsch gewendelten Treppenturm auf schlafende Schönheiten zu durchsuchen. Wer weiß, was wir gefunden hätten.

Die wilden Rosen hangeln sich
schon über die Mauer

Einen Abstecher konnten wir noch dazwischenquetschen auf dem Weg nach Rothenburg - das Städtchen Michelstadt. Die Einhardsbasilika war zwar an dem Tag geschlossen, aber wir wurden durch reichlich malerische Ecken, Winkel und Türme in der Stadt selbst entschädigt.

Gärtchen auf alten Mauern -
immer wieder idyllisch

Diebsturm - heute malerisch,
früher furchteinflößend

Neckische Torwache am Diebsturm

Die Synagoge - ein Zeugnis des ausgelöschten jüdischen Lebens in Michelstadt und seines Neuanfangs - ist heute Museum und Synagoge in einem. Sie ordnet sich ein in die Reihen von puppenstubengroßen Häuschen entlang der Straße an der Stadtmauer.

Kleine alte Synagoge -
gerade groß genug für den Minjan

In manchen Winkeln und Ecken findet sich noch Ungeschöntes, Unrestauriertes, und vermittelt einen Eindruck der alten Zeit, die oft gar nicht so gut war.

Angeknackstes Häuschen wartet auf liebevollen Investor

Anderes wiederum scheint unversehrt durch die Jahrhunderte gekommen zu sein oder wenigstens fast.

Gemeinsam sind wir stark!

Krumm mag sein, aber die nächsten dreihundert Jahre
können ruhig kommen!

Mitten in der Stadt grüßte uns Rosenrots uralter riesiger Rosenbusch mit einer Wolke von Blüten.

Rosenrot ...

... hat sicher einmal hier gewohnt.

Auch das propere Rathaus, wie die ganze Altstadt klein und fein und ein bisschen niedlich, haben wir inspiziert. Handel, Wandel und Gerichtsbarkeit brauchten keine Mauern, nur Holzpfeiler. Aber natürlich wollte man für die Sitzungen und die allfälligen Gelage danach wieder lieber ordentlich von Fachwerk umgeben sein und - wie es sich gehört - erhoben über das gemeine Volk.


Berühmtes Rathäuschen

Wir haben Michelstadt nicht verlassen, ohne uns an weltmeisterlichen Genüssen zu delektieren. Das habt ihr doch nicht geglaubt, oder? Im Café Siefert ließen wir es uns gut gehen mit Eis, Kaffee und Kuchenpretiosen. Nicht oder. Und.

Huscheliges Ambiente ...

... aber meisterhafte Konditorenkunstwerke

Schließlich sind wir weiter über Land gegondelt, mit schon auf Fachwerk trainierten Augen, Richtung Rothenburg ob der Tauber: Touristentraum, Touristentrauma, Trugbild deutschen Mittelalters für japanische und amerikanische Besucher und für mich auch, ich geb's ja zu, ich gestehe alles. Aber macht euch nur lustig! Ich werde mich rächen: Ihr werdet viele Bilder schauen müssen. 

miscellanea

Samstag, 30. Mai 2015

94

Ich kann auch knapp, wenigstens was Titel betrifft. Dieser hier ist so kurz, weil das Behandelte zwar Seife Nr. 94 hätte werden sollen, aber ich weiß ja nicht so recht ... Ich liebe eigentlich alle meine Seifenkinder, auch die hässlichen, krummen, schiefen. Aber mit diesem - muss ich gestehen - tue ich mich schwer.

Ich hatte keine rechte Lust auf Fotos

Vielleicht unauffällig in eine Ecke geschoben 

Oder von weit oben fotografiert - Hilft alles nichts!

Angefangen mit dem Geruch. Wie kann eine Mischung von Pfefferminze und Lavendel nur so aufdringlich "duften"? Ich habe schon Badekugeln mit dem Gemisch beduftet und es roch herrlich. Aber mit dieser Seife könnte man glatt Wühlmäuse aus den Beeten vertreiben. Was sage ich - wahrscheinlich würden sich auch die Pflanzen mit hochgezogenen Wurzeln schleunigst vom Acker machen.
Eventuell rührt das auch daher, dass praktisch mit dem Ausformen schon die Ranz eingesetzt hat, quasi direkt vor meinen Augen.

Seifensieders Not und Plage: Ranz

Dann die Konsistenz: Nicht wirklich glatt und seifig. Nein, ein bisschen nasse Kreide, reichlich Sodaasche; geschwitzt hat sie ebenfalls. Üppig. Also auch die haptischen Qualitäten - mehr als fragwürdig.

Nein, leider keine feine Rügener Schreibkreide

Und erst die Optik: Nun gut, viereckig ist ja an und für sich ganz nett. Aber seht ihr flachen Warzen obenauf? Ja? 

Schönheit liegt im Auge des Betrachters, sagt man.

Das sind die Abdrücke einer von mir mit äußerster Sorgfalt erstellten Silikonmatte. Bloß erkennt man nicht, was es darstellen soll. Eigentlich erkennt man sehr wenig. Genauer gesagt: Gar nichts. Dabei habe ich mir soooolche Mühe gegeben. Lauter verschiedene Münzen, liebevoll geputzt und platziert. Aber ich hätte es mir denken können. Die Einzelheiten auf den Münzen sind viel zu fein, um auf einer Seifenoberfläche richtig zur Geltung zu kommen, noch dazu auf schweißenden Bröselbrocken wie diesen. Da müsste schon ein ganz glattes, hartes Seiflein her.

Man muss schon genau schauen, um Details zu sehen

Den Rost oder was auch immer es sein mag, sieht
man sehr viel leichter als die arabische Schrift

Und eine der Münzen hat mit dem Silikon "reagiert", wenn man das überhaupt so sagen kann. Entweder Rost oder ... Ranz? Jedenfalls bäh und für Seifen nicht nutzbar. Schade um das schöne Silikon.
Das Rezept an sich scheint mir in Ordnung zu sein (250g Babassuöl von Martin, 500g ölsäurereiches Distelöl, beduftet mit ÄÖ Pfefferminze und Lavandin, gesiedet am 20. November). Ich wollte einfach noch ein schönes Seiflein (ach ja) sieden und dann eine Pause einlegen. Zum einen, weil - wie oft im Winter und im Frühjahr - in der Arbeit immens viel zu tun ist, zum anderen, weil wir endlich unseren Seifenvorrat verwaschen müssen, Seifen, die nicht schön genug sind, um sie zu verschenken und natürlich auch die Favoriten (Herzeboppele), von denen ich mich nicht trennen konnte. Aber wie dem auch sei - alle, alle müssen sie im Schaum vergehen. Vielleicht klappt es ja wieder mit Nummer 95.

miscellanea

Freitag, 6. März 2015

Einmal Winter und zurück

Wir haben uns wieder einmal herumgetrieben, zwar nicht gerade kürzlich, aber Anfang Januar waren wir unterwegs in Linz und dann im Waldviertel. Warum? Nachdem der Winter bei uns wieder bis nach Weihnachten so untätig gewesen ist, wollten wir richtigen Winter für echte Männer (grrrrr). Darum.
Natürlich war es zuhause dann mit dem nachweihnachtlichen Schnee auch ganz nett. 

Winterwonderland in Bavaria
Besonders weicher Sitz gefällig?
Im Winterschlaf

Wir haben uns aber trotzdem auf den Weg gemacht. Erste Station war die schöne Stadt Linz.

Näher am Dom hätten wir wohl kaum schlafen können,
außer wir hätten im Schlafsack vor dem Portal kampiert.
Anatomisch unmöglicher Engel im
Alten Dom
Noch Weihnachten oder schon Fasching?
Nein, eindeutig noch Weihnachten!
Das Ars Electronica Center:
Eine schöne Art den Tag zu verbummeln

Nachdem wir am letzten Tag noch den Pöstlingberg, auch schon mit ordentlich viel Schnee, besichtigt hatten, ...

Von unten nach oben:
Der fromme Pilgerblick, wie erwünscht
Von oben nach unten:
Ein Versprechen von noch mehr Schnee
Ein Märtyrer leidet still und friert geduldig
Drinnen wieder so ein armer, sich windender Drache ...
... fix und routiniert erlegt vom Hl. Georg.
Der muss nicht einmal mehr hinsehen.

... sind wir weiter ins Waldviertel gefahren, und es begann zu schneien und zu schneien. Es hörte gar nicht mehr auf. Anderntags lag der Schnee fast knietief und pulvrig zu unseren Füßen, besser um unsere Füße und Unterschenkel, und das war auch gut so; denn nach unserer abenteuerlichen Fahrt über Berg und Tal auf vereisten Straßen mit einem Topping aus Schnee und einem angenehm behaglichen Abend, sowie einem luxuriösen Frühstück in Österreichs erstem Faulenzerhotel ging es ab auf die Piste, aber nicht mit Skiern, sondern mit Schlitten und Hunden. Ihr lest ganz richtig: Wir haben uns als Musher versucht. 

Das Wetter war traumhaft!
Na ja, wenn Engel reisen ...
... tanzt sogar der Schnee.

Das hättet ihr mal sehen sollen: Ein Haufen Wahnsinniger, die keuchend hinter Schlitten mit je zwei lachenden Huskies her den Berg hinauf hecheln, nur um dann bei der Talfahrt reihenweise kopfüber in den Schnee zu purzeln. Denn diese Hundchen sind natürlich nicht dumm. Die ziehen nur, was sich auch leicht ziehen lässt. Das heißt, dass sie bergauf mit tatkräftiger Beinarbeit des Möchtegern-Schlittenführers rechnen. Und bergab wissen sie genau, wann es Zeit ist, aus der Spur zu gehen, um ihren Pseudo-Jack-London, der das Bremsen vergessen hat, kurz einmal samt Schlitten überholen und in den Schnee plumpsen zu lassen, nur um dann locker weiterzutraben, verfolgt von einem verzweifelten Schneemann, der sie wieder einfangen will. Kurz - Es war herrlich vergnüglich. Wie sagt man so schön? Eine Mordsramasuri. Und ich muss gestehen: Es hat auch mich in den Schnee geköpfelt, und der Schlitten wäre mir fast entkommen, aber nur fast, ich habe gekeucht wie eine alte Lokomotive, als ich hinter meinen Hunden den Berg hinaufgestapft bin, aber ich hätte trotzdem gute Lust es nächstes Jahr mit der nächsten Stufe, einem Schlitten mit vier Hunden, zu probieren. Es hat einfach zu viel Spass gemacht!
 
Sooo - wo bleibt der nächste Schneetaucher?

Und das Waldviertel ist wirklich schön. Auch und gerade in der Zeit nach Dreikönig, wo die Weihnachtsurlauber wieder weg und die Faschingsurlauber noch nicht da sind. Skifahrer sind da, logisch, aber im Grunde ist es eine recht "untouristische" Zeit. Es gibt keine Großstädte, aber einige nette beschauliche Städte, eine schöne, waldbuckelige Landschaft, in Schnee und manchmal etwas winterliche Düsternis gehüllt, wie im Bayerwald, eine Gegend, um auszuspannen.

Wald, Schnee, Bergbuckel ...
... kann man davon jemals genügend Fotos haben?

Und soll ich euch was sagen? Es hat richtig gut getan, einmal wieder im Schnee herumzutollen. So ein schönes Wintergefühl hatte ich schon mehrere Jahre nicht mehr. Ich bin eben ein Vierjahreszeitenmensch; und ein bisschen Schnee im Genick macht mir nichts aus und wieder mehr Lust auf Sommer oder besser erst mal auf den Frühling, der schon schelmisch um die Ecke schielt.

miscellanea
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