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Montag, 30. Juni 2014

Im Märzen ...

… der Bauer die Rösslein einspannt oder was eben heutzutage als Rössleinersatz herhält. Aber im März – falls eure Erinnerung bis in diese graue Vorzeit zurückreichen sollte – war auch das erste Mal Upflamör in diesem Jahr. Nun gut, zugegeben. Ich bin ein bisschen spät dran mit meinem Bericht. Immerhin standen im März die Märzenbecher in voller Blüte und bedeckten die Abhänge auf dem Weg hinauf nach Upflamör.


Und jetzt ist schon die Spargelzeit vorbei und die Tage werden wieder kürzer (Jahaa – höchste Zeit für die Planung der Weihnachtsseifen), aber was soll’s? Es macht immer Spaß, über Upflamör zu erzählen, auch wenn natürlich die lange, lange Zeit, die seit dem letzten Mal vergangen ist, und die beklagenswerte Kürze meines Gedächtnisses meine Erinnerung vielleicht etwas trüben und verwirren.
Also, ich habe es im März den Bauern gleichgetan, mein Blechross gezäumt und bin meinem Trieb nach Westen, ins Schwabenland, gefolgt, um mit einem Haufen netter SiederInnen zu ratschen, zu seifeln und zu basteln.
Was stand auf dem Programm? Zuerst einmal zwei Seifen, natürlich nach Rezepten von Sannyas. Eine Salzseife für das Gesicht mit pürierter Gurke (Seife Nr. 82) und eine schicke Schichtseife mit einer Öl-Mica-Marmorierung (Seife Nr. 83). 


Oder habe ich das Öl durch Glycerin ersetzt? Hm. Sie sieht jedenfalls hübsch und gelungen aus, hier nur geschnitten und noch gar nicht aufgehübscht. 




Die Farben stammen auch aus Sannyas‘ Vorrat. Weiß ich noch, welche? Nein, Fehlanzeige. Immerhin bin ich mir aber sicher, die richtige Seife eingepackt und mit nach Hause genommen zu haben. Jedenfalls bin ich nicht von aufgebrachten Siederinnen verfolgt worden. Und der Duft? Ich weiß nur noch, dass mein Rosen-PÖ nicht ausreichte. Deshalb habe ich noch ein Düftchen – aus Sannyas‘ Kiste, woher sonst – dazu gemischt. Water Lily? Jedenfalls riecht die Seife jetzt definitiv nach „Eau de Bordell“. Noch immer. Ich sollte vielleicht keine Karriere als Parfumeur anstreben.
Die Gesichtsseife dagegen duftet himmlisch. 


Aber fragt mich nicht, wonach. Ich weiß nicht mehr, aus welchem von Sannyas‘ Parfümtopfen ich mich bedient habe. Eines der Stücke muss mich tatsächlich in drei Wochen nach Upflamör zurück begleiten. Vielleicht erkennt ja eine/r der KollegInnen den Duft, der - wie gesagt - himmlisch ist.




Die grünen Pünktchen in der Seife sind übrigens kein Schimmel. Sooo lange liegt der März nun auch nicht zurück. Das ist nur grüne Tonerde.
Und natürlich war ich eifrig dabei beim Silikonformengießen und am Perlenbrenner. Meine Perlen sehen aus wie immer: Ziemlich bis sehr krumm und schief, aber ich finde sie toll. Inzwischen habe ich schon einen Haufen Selbstgedrehter zuhause. 


Mir ist aber gänzlich entfallen, welche davon im letzten März entstanden sind. Bei diesen da bin ich mir ziemlich sicher.


Falls es nicht stimmt, geht die Welt auch nicht unter. Dann ist das eben ein "Beispielbild". Wird ja heutzutage überall verwendet, sogar bei Heiratsannoncen.
Bei den Schwammerln, da bin ich mir sicher. Sicher, dass die Dingerchen in Upflamör entstanden sind, ob es allerdings wirklich Fliegenpilze sind ...


Na, man hat sich jedenfalls bemüht. Es geht allerdings noch dilettantischer:


Nein, dieses arme, bedauernswerte Pilzchen ist nicht unter dem Einfluss eines magischen solchen entstanden und auch sonst hatte ich (fast) nichts weiter intus als Kaffee. Man mag es allerdings kaum glauben!
Nachdem ich mich am Sonntag schweren Herzens von meinen Mitseiflern verabschiedet hatte, bin ich nicht stracks nach Hause gegondelt. Nein, ich habe eine Zwischenstation in Ochsenhausen gemacht. Und was gab es da zu sehen?
Na, zuerst wollte ich mir das Museum der Waschfrauen zu Gemüte führen. Das war aber geschlossen, nicht das Gemüt, nein, das Museum. Nur eine Klöppelspitze beobachtete mich mürrisch durch ein trübes Fenster.


Ich hätte wohl besser die Öffnungszeiten eruiert.
Aber Ochsenhausen ist voller Sehenswürdigkeiten und Zerstreuungen. Das nächste Museum wartete schon - das Muschelmuseum. Der Name ist etwas irreführend; denn in diesem kleinen und feinen Museum sind viel mehr Schnecken ausgestellt als Muscheln - und was für Wunderwerke der Natur! 
Von zart bis wuchtig, in klassischer Schneckenform oder eher barock, Meeres- und Baumbewohner, von alltäglich bis selten und wertvoll:






Giftige Kegelschnecken und Konsorten mit selbstähnlichen Mustern auf dem glatten Haus:


Es gibt sogar welche mit Mustern, die Notenblättern ähneln.
Und was man nicht alles mit Schnecken machen kann, z. B. bezahlen. Natürlich mit Kaurischnecken, fälschlich auch als "Muschelgeld" bezeichnet, keine Münze war jemals ähnlich weit verbreitet ...


... oder Lebensmittel kühlen mit einem Riesenschneckenhaus, das quasi als Kühlschrank verwendet wurde.


Und man kann auch lieben Verstorbenen das Geleit ins Jenseits geben, durch das Blasen auf Schneckenhörnern wie diesem, die in Indien benutzt werden. Sind sie linksdrehend, werden sie mit Gold aufgewogen und nur für Maharadschas oder entsprechend reiche Leute geblasen. Die viel häufigeren, rechtsdrehenden Schneckenhäuser müssen für die Masse der einfacheren Leute genügen. Oder war es umgekehrt? Kopfkratz ...



Dann gibt es noch ganz zauberhaft geformte, zarte Schneckenhäuser, die aussehen wie der Wohnturm der Kindlichen Kaiserin. Von diesen Schönheiten wurden auf der ganzen Welt nur circa 10 Stück aus dem Wasser gezogen. Und das mag man schon bedauern:



Manche der Schnecken haben fantastische Deckel, sozusagen Schmucktüren zum Schneckenhaus:




Manche sehen aus wie bemaltes Holz:



Aber alle, alle sind faszinierend. In diesem Wunderkabinett kann man Stunden verbringen und der engagierte, freundliche Herr, der die Ausstellung betreibt, nimmt sich Zeit, erklärt, weiß viele Geschichten und Geschichtchen und öffnet sogar manche Vitrine für einen besseren Blick auf die Exponate. Ach ja, es heißt "Muschelmuseum". Deshalb hier noch ein Alibifoto mit Herzmuscheln. Die mag ich besonders. Und was für schöne Seifenformen das wären!



Der Tag war warm und sonnig und in Ochsenhausen gibt es nicht nur Museen en masse, sondern auch ein weit bekanntes, barockes Kloster, eine wuchtige Klosterburg auf einer Anhöhe. Nach ein bisschen Herumwandern in der ausgedehnten Anlage mit einer essbaren Seele in der Hand - wo kann man besser eine Seele verspeisen und gleichzeitig seine eigene baumeln lassen als auf einem schwäbischen Klosterberg? -  und wenigen oder bestenfalls müßigen Gedanken im Kopf, bin ich schlussendlich in der Klosterkirche gelandet. Außen beschwingter Barock ...




... mit einer Büste, die sehr wohl als Allegorie der Arroganz durchgehen könnte:




Türen, ich liebe Türen. Potentielle Durchgänge, sie verbergen und verlocken doch zur Neugier, wollen geöffnet werden. In alten Gebäuden sind sie oft sehr schön und aufwändig gestaltet, so wie diese, von außen und innen:






Aber auch hier galt: Schweigen ist Gold. Wenigstens für den dienenden Teil der Menschheit. Bestenfalls durfte man geknebelt noch Zustimmung nicken. 



Ich weiß nicht, Demut vor der Obrigkeit scheint mir so gar keine erstrebenswerte Eigenschaft zu sein. ER mochte sie auch nicht wirklich und auch keine Geschäftemacher. Wenigstens habe ich mir das immer so vorgestellt.



Wenn sie könnten, würden sie vor seinem Zorn glatt aus dem Bild flüchten.
Insgesamt macht die Kirche aber den Eindruck von heller und friedlicher Leichtigkeit.




Nur die Engel passen nicht ins Bild. Sie scheinen die Kanzel zu stürmen, um endlich auch einmal das Wort buchstäblich zu ergreifen.



Ob ihnen wohl jemals einer der Prediger auf der Kanzel zugehört hat?
Ich jedenfalls war so müde, dass ich mich auf den Heimweg gemacht habe, ohne die größte Attraktion Ochsenhausens ausgiebig zu bewundern oder gar zu fotografieren. Nein, nicht das Schmalspurbähnlein, das Öchsle. Nein, das weltgrößte Alphorn. Es hätte auch beim besten Willen nicht auf ein Foto gepasst. Aber wie sagt man so richtig? Der Weise erkennt seine Beschränkungen. In diesem erhebenden Bewusstsein bin ich nach Hause kutschiert. Man muss nicht alle Attraktionen sehen und würdigen, nicht einmal in Ochsenhausen.

miscellanea

Dienstag, 24. Juni 2014

Ideenernte?

Was - liebe Leute - braucht der Mensch (oder auch die Menschin) noch eigene Ideen, wenn er (oder sie) sowieso dauernd in Deckung gehen muss, um nicht von herumfliegenden Anregungen und Inspirationen erschlagen zu werden. Ein notorisch plagiatorischer Geist wie meiner, gesegnet mit einer harten Birne, stellt sich dagegen in die Flugrichtung herumgeisternder Ideen und sackt die Teilchen gerne ein. Nun bin ich wieder getroffen worden und weiß nicht mehr, wem ich dafür danken soll; ich weiß nur, dass das alles nicht auf meinem Mist gewachsen ist. Trotzdem werde ich euch das Ideechen nicht vorenthalten.
Alles fängt mit einem Stück Butterbrotpapier auf dem Bügelbrett an (wo sonst?). Darauf legt man ein Blatt Papier, dünn, dick oder noch dicker. Auf dem Bild war es gleich der ganze Zeichenblock. Aber ein Einzelblatt ist besser. Darauf wird dünne Frischhaltefolie ausgerollt. Hm.


Auf die Frischhaltefolie kommt die oberste, dünne Lage einer Motivserviette. Am besten vorher kurz die Falten ausbügeln. Ich war zu faul, daher müsst ihr sie euch wegdenken (Falten wegdenken - die Idee ist ja gleich noch besser, aber auch nicht meine).


Dann wieder Butterbrotpapier.


Dann wird gebügelt. Dabei schmilzt die Frischhaltefolie zwischen Papier und Serviette, verklebt Motiv und Trägerpapier. Das Butterbrotpapier verhindert, dass alles mögliche verklebt, was nicht verkleben soll.


Und schließlich wird der Rand zugeschnitten. Dann kann, wer Lust hat, noch ein bisschen weiterbügeln, damit die Ränder schöner werden. Allerdings verschwinden die geprägten Serviettenränder nicht ganz. Trotzdem hat man zum Schluss schönes, festes Motivpapier.


Ich musste da natürlich etwas weiter experimentieren - et voilà - das Ganze funktioniert auch mit Tonkarton und Motivtaschentüchern ...




... und mit Stoff:


Das ergibt einen brauchbaren Anhänger für ein textiles Geschenk mit viel Platz hinten drauf für episch ausformulierte Pflegeanweisungen:


Ich konnte gar nicht mehr aufhören mit dem Herumprobieren. Und daher hatte ich zum Schluss eine ganze Menge fast selbst kreierter Papiere und Kartons:


Ich habe mich sogar dazu durchgerungen, ein paar Seifen damit zu verpacken.
Ein Engelschachterl für einen Seifenengel:



Tanzende Hofdamen für einen chinesischen Drachen, wieder in Rosa:





Damit nicht alles gar so rosa ist, ein paar Vögel auf Gelb für die Honigseife (nicht schön, aber jedenfalls selten):


Das Ganze lässt sich sicher auch mit der Papierstanzerei kombinieren. Oder ich könnte meine selbst geschöpften Papierchen so mit Karton verbinden und festigen oder oder ...
Ihr seht schon, das zieht Kreise und die Idee erzeugt lauter neue Ideechen.
Aber so ist es: Eine nette Anregung und ein bisschen gemopste Zeit, um sie umzusetzen. Bin ich nicht eine glückliche Diebin?

miscellanea


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